Programme:
- Klarinettensonate in B-dur, Op. 38
- Sonate nr. 2 in F-dur für Bratsche und Klavier, WoO 26
- Streichquintett in F-dur, Op. 77 (Uraufführung der Neufassung von Anthony Scelba mit Kontrabaß)
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Brennan Sweet, Violine
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Victoria Stewart, Violine
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Brett Deubner, Bratsche
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Na-Young Baek, Cello
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Anthony Scelba, Kontrabass
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Alexander Fiterstein, Klarinette
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Gabriela Martinez, Klavier
Im Frühjahr dieses Jahres trat Dr. Anthony Scelba (ausgesprochen schelba), Kontrabaßvirtuose und leiter der Musikabteilung der Kean (ausgesprochen kehn) Universität in Union, New Jersey der International Draeseke Society/Nordamerkia bei. Als Kontrabaßspieler wurde er von dem Streichquintett in F-dur (zwei Celli), Op. 77 von Felix Draeseke angezogen und hatte eine Version des Werkes verfertigt, welche sein Instrument benutzen konnte (was er auch schon mit Schuberts bekanntem C-dur Streichquintett getan und sogar mit Kollegen für CD eingespielt hatte).
Wegen des vorteilhaften Preises der AK/Coburg Aufnahmen bestellte Dr. Scelba die ganze Reihe mit Einspielungen von Felix Draesekes Werken. Nach einer kleinen Weile nahm Dr. Scelba weiteren Kontakt mit mir dem Autoren dieses Artikels auf und äußerte fest, daß Felix Draeseke ein durch seinen höchstpersönlichen Stil ganz wichtiger Komponist sei: Dr. Scelba hat es sogar vor, daß er einen Kammermusikabend mit Musik von ausschließlich Draesekes während der herbstlichen Konzertreihe an der Kean Universität zu präsentieren. Die meisten Draeseke Liebhaber beginnen eine Entdeckung durch kaufbare CDs der Symphonia Tragica, aber bei Dr. Scelba, dem Profikünstler, wurden die Anfänge seiner Bewunderung durch Draesekes Kammermusikwerke erregt und seine Begeisterung stimulierte parallele Reaktion unter seinen Kollegen. Es ist ein wagemutiger, und riskanter Plan für einen Konzertverein einen ganzen Abend mit unbekannten Werken zu veranstalten, besonders an einem heutigen amerikanischen akademischen Institut. Ermutigend ist die Erkenntnis, daß die Administratoren der Kean Universität nicht nur gründliche Toleranz von solchen Unternehmungen aufweisen, sondern tatsächlich mit ehrlicher Ermunterung solche kulturelle Initiative von Fakultätsmitgliedern und Studenten unterstützen. Wie ich feststellen konnte, war eine große Anzahl der Administratoren beim Konzert anwesend und einigen wurde ich persönlichen vorgestellt: alle teilten mir ihre ehrliche und herzliche Befriedigung mit jedem Aspekt des stattfindenden Events mit.
Präsentiert in der Kean Hall des Campus der Universität fing das Konzert um 20 Uhr an, aber von 19 Uhr 15 bis 19 Uhr 45 fand eine Diskussion zwischen Dr. Sclba und mir statt, um den Anwesenden Auskunft über die Internationale Draeseke Gesellschaft und den durch sie vetretenen Komponisten darzustellen. Ich glaube, es ist nicht zu eitel von mir zu glauben, daß das verhältnismäßig große Publikum die oft ironischen Redewendungen und des Gastes freimutige Lieferung der Meinungen mit Achtung und Interesse genoß. Es ist verständlich, daß Dr. Scelba das Gespräch auf die im Programm erscheinenden Werke leitete: die Klarinettentsonate in B-dur, Op. 38, die Sonate Nr. 2 in F-dur, WoO 26 und das Streichquintett in F-dur, Op.77 wozu Dr. Scelba die Gelegenheit wahrnahm, seine Edition des Werkes mit Kontrabass zu erläutern. Am Schluß der Diskussion setzte eine 15 Minuten lange Pause ein, um die vor dem Konzert noch ankommende Menschen einzulassen. Das Konzert war nicht gratis und nach dem Schließen der Türens war jeder Platz im Saale voll – totaler Ausverkauf. Nach der Pause war es mein Eindrück, daß alle Konzertgäste zurück kamen. Das Publikum war ein schöner Durchschnitt der Altersgruppen: erwartete junge Stundenten bis interessierte Greise. Da die audio-visuelle Abteilung der Universität den ganzen Abend aufgenommen hat, werden Leser dieses Artikels nach Edierung der Aufnahme Gelegenheit bekommen hatte, den Kommentar zum Konzert zu beurteilen, ob er nämlich treffend und gerecht ist, denn dasVideo wird auch im Internet gesendet.
Der Klarinettist für Draesekes Klarinettensonate in B-dur, Op. 38 war Alexander Fiterstein und seine Partnerin die in Venezuela geborene Gabriela Martinez, die später auch mit dem Bratschisten Brett Deubner in Draesekes zweiter Sonate für Bratsche auftrat. Fiterstein, in Rußland geboren, in Israel erzogen und jetzt in den USA zu Hause, ist ein noch junger Professioneller mit international ausgezeichnetem Ruf. Das ist wirklich ein Glück, daß die Kean Universität ihn für ihre Fakultät gewonnen hat, denn ganz ehrlich gesagt – trotz mancher hervorragenden Aufführungen in Europa – wurde dieser Zuhörer durch Fitersteins interpretative Fassung des Werkes zum Staunen gebracht: tadellose Technik, sensibel in Timbrewechsel, spektakuläre Virtuosität, aber vor allem erstaunliches Verständnis für den Stil Draesekes, einen Stil, der von Künstlern beim ersten Auftritt mit einem Draesekeschen Werk nicht immer völlig begriffen wird - und das heisst schlußendlich für mich, daß das Fiterstein/Martinez Zusammenspiel den vollkommensten Vortrag der Klarinettensonate darstellte, den er - lebendig oder durch Aufnahmen - je erlebt hat. Draesekes Duowerke sind genau das und beide Spieler müssen miteinander in Sync sein, nicht nur auf derselben Ebene mit Technik, sondern auch mit gleichmäßiger Einsicht in die Eigentümlichkeiten des Komponisten und wie diese zu integrieren und sie zu übertragen. Dieser Zuhörer war durch die intime kollaborative Arbeit von Fiterstein und Martinez absolut mesmeriziert. Es stockt einem der Atem bei der Erkenntnis, daß die außerordentlich schöne Gabriela Martinez – einmal gepriesenes Wunderkind nun im Alter von 23 Jahren - wie eine Veteranerin von Jahrzehnten spielt. Mit überwältigender kritischer Bestätigung beider Künstler Begabung bekannt, war ich vor allem in diesem vielleicht Draesekes meistgespieltem Kammermusikwerk durch die feinen kollaborativen Gesten von Fiterstein und Martinez beeindruckt, welche den Fluß musikalischer Einfälle in solch´ unwiederstehlicher Weise ausdrückten. Jeder Satz wurde projeziert wie es der Komponist bestimmt beabsichtigt hat: fabelhafte rhythmische Elastizität und faszinierende Zusammenarbeit in echter Demonstration dessen, Draesekes Harmoniekontrapunkt gar nicht launische Manier ist, sondern fabelhaft bearbeitete Strähnen der Stimmführung melodischer Einfälle, der eine meisterhafte Gobelin von Form und Inhalt enthüllt. Fiterstein begann den ersten Satz einfach und entspannt aber der Hörer kam plötzlich zur Erkenntnis von disziplinierter und erregender Virtuosität. Die schön kalkülierten Registerabwechslungen im langsamen Satz zeigten, welche Empfindsamkeit für die Natur des Instruments Draeseke besaß, und der Klarinettist wies eine wunderbare Nebeneinanderstellung und Übergänge in der Registrierung der Timbre auf. Fiterstein and Martinez schienen dem schrulligen Humor im Scherzo ganz hingegeben, und man kpnnte besonders in diesem Satz die Freude im Zusammenspiel zwischen Klarinettisten und Pianistin deutlich erkennen. Der Finalsatz war in jeder Hinsicht atemberaubend: Fiterstein gab sich der von Draeseke verlangten Virtuosität total hin und Martinez war ein wahrhaft ganzes Orchester in der Begleitung. Eruptiv war der überwaltigende Applaus war des Punlikums - ein wahrer Beweis der höchsten Anerkennung der Solisten und deren Mühe. Es war bestimmt das erste Werk Draesekes, das dieses Publkum je gehört hatte. Durch Künstler wie Fiterstein und Martinez wurde dem Meister wohl gedient. Eine kommerzielle Aufnahme mit diesen beiden Spielern muß unbedingt eingespielt werden. Jeder Leser mit Beziehungen zu CD-Firmen (Naxos? Arte Nova?) sollte dringend für eine CD einsetzen - und Fiterstein steht bereit mit einer Liste von würdigen und wertvollen Stücken als CD-Partners!
Brett Deubner, der Bratschist der in Draesekes Sonate Nr. 2 in F-dur, WoO 26 auftrat, ist auch Mitglied der Musikabteilung von Kean Universität und nach der Pause im grossen Streicherensemble nahm er auch Teil an der Erstaufführung von Draesekes Quintett in F-dur, Op.77 in der Fassung mit Kontrabass von Anthony Scelba. Etwas älter als Fiterstein, ist er jedoch noch relativ jung. Er hat für sich schon einen international kritischen Ruf als einen der hervorragendsten Bratschisten seiner Generation erworben und seine Webseite weist eine Menge CD Einspielungen auf, welche man anschauen kann. Er ist als Solist mit Orchestern überall in der Welt aufgetreten und gibt ständig Solokonzerte. Er hat mir gegenüber betreut, daß seine Liebe zu Draesekes zweiter Bratschensonate beinahe spontan war, und er beabsichtigt, sie während seiner kommenden Tour in allen besuchten Ländern in Südamerika zu spielen.
Draesekes F-dur Bratschensonate erwies sich als geeignetes Gegenstück zur Klarinettensonate im Konzert und demonstrierte die Vielfalt der Ausdrucksweise in den Kompositionen von Draeseke. Der eher brillanten Klarinettensonate folgend, hat die Bratschensonate eine dem Instrument eigene verführerisch lyrische Qualität. Weniger virtuos als die Klarinettensonate (oder die erste Bratschensonate Nr. 1 in C-moll, WoO 21), verlangt das Stück einen anderenen Sinn der Virtuosität, um realisert zu werden: darin erwies sich nochmals Gabriela Martinez als ideal. Wie mancher weiß, hatte Draeseke selbst zugegeben, daß er nie eine Bratschensonate für die allgemeinen Bratschentypen seiner Zeit hätte schreiben wollen. Erst bei Begegnung mit der damals neuen Ritterbratsche von Hermann Ritter, die dieser Entwickler viola alta taufte und welche Richard Wagner bekannterweise als Bratschenart für sein Bayreuther Orchester billigte, war Draeseke von den Klangqualitäten des Instruments überzeugt, und begann enthusiastisch mit dem Komponieren seiner eigenen Werke dafür. Die zweite dieser Sonaten wurde sogar für Hermann Ritter geschrieben und ihm gewidmet, aber trotz freundlicher Annahme und Anerkennung hat Ritter aus unerfindlichen Gränden die Sonate nie gespielt.
Brett Deubner gebrauchte eine aus dem Jahre 1742 stammende Bratsche, die Gennaro Galliano in Neapel verfertigte, deren Klang den Absichten Draesekes völlig und hervorragend diente: wehren sich Puristen rechthaberisch über solchen Ersatz für eine viola alta, dürfen sie trotzdem glauben, daß die Aufführung mit Deubner und Martinez nichts weniger als sublim war. Der Anfangssatz der zweiten Bratschensonate ist fast leidvoll lyrisch in der Tiefe des Ausdrucks, aber auch voll mit leidenschaftlichen dramatischen Ausbrüchen, die den dramatischen Sinn fördern. Die Episoden wurden mit lieblevollem Erfassen der Spieler vorgetragen und der melancholische Schluß war eine unvergeßliche Verschmelzung von Nüchternheit und Hingebung. Der zweite Satz trägt die Bezeichnung Langsam und gewichtig aber er enthält Momente erstaunlicher Aufruhr, faszinierenden Ausdruck vom Kontrast. Dieser Hörer beobachtete die hoch präzise gegenseitige Achtung der Künstler: wahrhaft kollaboratives Verständnis, das die Herrlichkeit der Musik, die den Satz untermauert, hervorbrachte Als mäßig bewegt, leicht bezeichnet fängt das Finale mit einem scherzhaft anlockenden und typischen Rondothema an, und das Ohr freut sich. Es dauert aber nicht lange, bis die Vorführenden einer Menge gefährlicher und subtiler Wendungen in Entwicklung des Satzes begegnen. Rhythmische Eegänzungen werden schwierig als Episoden auftauchen und sich entwickeln: es ist mir daher keine Überraschung, daß während der Aufnahme der Videokomponente der vorkonzertlichen Diskussion Deubner und Martinez mehrmals gewisse Passagen im Finale probten. Kontrolle wird ständig gefordert und vor allem im fugato gegen Ende des Satzes. Die Sorge der Spieler um einander in der Artikulierung ihrer interpretativen Instinkte war erstaunlich, denn eine Anzahl kleiner Momente brauchte sofortigen Reflex: Überlegung samt Anpassung und ich wurde an die Reaktion von Franco Sciannameo – der die beiden Bratschensonaten von Draeseke für AK-Coburg eingespielt hat – erinnert, als er mir in einer Konzertprobe mit seinem Begleiter William James Lawson (dem wahren Herausgeber der Veröffentlichung des Werkes) vorjammerte, daß die Sonate in diesem Satz nicht für die Bratsche sondern gegen sie geschrieben würde! Wenn das Video dieses Kean Konzertes bereit ist und gesendet wird, kann jeder Leser dieses Berichtes selbst sehen und hören können, wie Brett Deubner und Gabriela Martinez diesen Satz so brillant absolvieren. Die Erscheinungen der himmlisch lyrischen Melodie im Satz waren tränenfordernd im Vortrag and das Denouement stellte eine Studie im Katharsis dar: der sanfte Schluß rechtfertigte den Sinn des Unvermeidlichen und des Unabänderlichen. Trotz keines Bravourschlusses erhob sich das Publikum mit überwältigendem Applaus und Bravorufen. Nach dem Konzert bekannte sich Brett Deubner zu einigen ängstlichen Augenblicken wegen Augenkontakt mit Martinez, da die Beleuchtung im Saale ein bißchen anders war, als als die beiden vor dem Zwiegespräch vor dem Konzert geprobt hatten. Augenscheinlich ist es weniger einschränkend. im Zusammenspiel ein Instrument vor sich zu halten und zu blasen, als eines zwischen Kinn und Schulter zu balancieren und zu streichen. Trotzdem war die Aufführung ein vollkommener Sieg und Felix Draeseke erwies nochmals als eine Hauptstimme der Spätromantik. Hoffentlich werden Deubner und Martinez eine kommerzielle CD dieser Sonate (und der ersten Bratschensonate!) aufnehmen: sie sollten nicht unbedingt die Sciannameo/Eric Moe Aufnahmen ersetzen, sondern das anbieten, was alle großartige Musik verdient: vielfaltige interpretative Dokumentation!
Die Pause war angemessen und erfrischend. Als die Türen geschlossen wurden, hatte ich den Eindruck, dasß fast niemand gegangen wäre, um die zweite Hälfte zu vermeiden. Brennan Sweet (1ste Violine), Victoria Stewart (2te Violine), Brett Deubner (Bratsche), Na-Young Back (Cello) und Anthony Scelba (Kontrabass) erschienen auf der Bühne, um das Schlußwerk im Programm zu spielen: das Streichquintett in F-dur, Op. 77 von Felix Draeseke in seiner Uraufführung der Neufassung von Anthony Scelba mit Kontrabaß anstatt des vorgesehenen zweiten Cellos. Dr. Scelba – selbst hoch anerkannter Kontrabaßvirtuose – hat schon eine Version des C-dur Streichquintetts (D. 956) von Franz Schubert verfertigt, aufgeführt und für CD (von der Kean Universität Musikabteilung erhältlich) eingespielt. Er gab sich besondere Mühe, mir zu erklären, daß es sich bei seiner Fassung von Draesekes Quintett nicht bloß um eine Übertragung eines der Celloteile für sein Instrument handele, sondern um eine streng kalkülierte Bearbeitung von spezifischen Zügen beider Cellostimmen für Kontrabaß. Zwar könnten sich gewisse Probleme beim Druck der Stimme ergeben, denn manche Spieler könnten einfach annehmen, daß die neue Stimme lediglich eine direkte Übertragung wäre. Die Wahrheit ist aber, daß die Stimme ein Arrangement zugunsten des Ensembles ist. Nichts ist gestrichen worden. Takte wurden vertauscht oder leicht verstärkt um das Homogene zu erhalten. Meine erste Begegnung mit Draesekes F-dur Quintett war in einem öffentlichen Konzert in Magdeburg mit der Gruppe, die später das Werk für AK-Coburg (DR 0004) aufgenommen hat. Die Aufführung war mir eine Offenbarung und, wie ich mich vor dem Kean Publikum äußerte, wurde ich in einen Zustand des Erstaunens versetzt, und mir kam es vor, als ob ich dieselbe Reaktion nochmals erlebte, als ich das 15te Streichquartett von Beethoven in einem Konzert hörte. Wenn ich das Werk als vielleicht das bedeutendste von allen Kammermusikwerken ansehe, spüre ich die Richtigkeit der Meinung durch die Tatsache, daß Dr. Anthony Scelba bei seiner ersten Begegnung mit dem Quintett - durch Druck und nicht von einer Aufnahme – instinktiv die Größe der Komposition und die Individualität ihres Schöpfers darin anerkannt hatte. Man muß hier nicht die tiefe Befriedigung des Autors im Detail beschreiben, daß sich ein so erfahrener Musiker wie Dr. Scelba der Förderung des Komponisten Felix Draeseke gewidmet hat und auch, daß er von sensiblen Kollegen und interessierten Stundenten umringt scheint - sowohl er auch auf eine aufgeklärte und unterstützende Universitätsleitung bauen kann, welche seine Unternehmungen bestärkt.
Der erste Satz des Quintetts begann mit der geforderten Gelassenheit, welche das Material zu erfordern scheint, und erst danach erfolgt mässig dessen geniale Entwickling. Die Kontrapunktik ist streng zu beachten, da die Stimmführung so idiosyncratisch vorkommt: die Harmonien scheinen nicht dorthin zu gehen, wo Befriedigung geahnt wird. Bald aber gewöhnt sich der Zuhörer daran und fängt an, die attraktive Merkwürdigkeit und resultierende angenehme Behaglichkeit bei der Entdeckung einer wahrhaft anderen und unbekannten Stimme zu begreifen. Scelbas Ensemble hatte in der Vorbereitung schwer geprobt und großartig des Komponisten Absichten verwirklicht. Der Kontrabaß verlieh eine angenehme Tiefe im Klang und war besonders effektvoll in Kadenztakten, wirklich ein perfekter Partner in der Gruppe. Der zweite Satz ist ein Hauptgenuß in der Kammermusik von Draeseke und das Video wird ohne zweifel das Schmunzeln und das Lächeln aufweisen, mit welchen die Spieler ihre Freude an dem Humor ausdrückten und wie ihre begeisterten Reaktionen beim Publkum Effekt errangen – man spürte den Drang zum spontanen Applaus, aber die guten Sitten hersschten vor. Der langsame Satz, langsam und getragen, enthält die Stimmung, die mich beim ersten Anhören in die Atmosphäre des späten Beethoven versetzte. Tiefe ist oft mit Dauer verbunden, aber Draesekes Satz ist verhältnismäßig normal in seiner Länge und - wie bei Beethoven – ist die Tiefe durch Erheben des Geistes gespürt. In diesem Satz wurde ich einer Klangfülle im Ensemble bewußt, die bestimmt durch Kontrabaß im Gewebe erfordert wurde. Der Klang war völlig integriert im Effekt. aber Brett Deubners Artikulieren jenes merkwürdigen tremolos im vorletzten Takt war besonders überraschend und beachtenswert. In allen Werken dieses Abends spielt das zyklische Prinzip eine bedeutende Rolle und vor allen im Finale des F-dur Quintetts. Die ruhige Entfaltung zu Beginn erinnert einen an den Anfangsatz und danach werden Elemente von vorigen Sätzen herbeigerufen. Noch einmal benötigt der Gang der Musik klares Verständnis der raffinierten Anwendung von Draesekes persönlichen stilisischen Eigenarten. um die musikalischen Gedanken maximal darzustellen. und in dieser Hinsicht hat das Kean Ensemble nicht fehlgeschlagen. Der Schluß des Quintetts brachte noch einmal spontane Begeisterung des Pulikums und begeisterten Applaus als einzelne Menschen überall aufstanden, um Beifall für eine Gruppe zu spenden, welche ganz klar physisch und psychisch fast völlig erschöpft, lächelnd und befriedigt den wohl verdienten Jubel für die fabelhafte Aufführung entgegennahmen. Die Aufführung erwies auch die Richtigkeit der Instinkte hinter Anthony Scelbas Einsichten und sein Vertrauen in den Wert seiner Fassung des F-dur Streichquintett von Felix Draeseke mit Kontrabaß. Ob diese Fassung weiteren Erfolg genießt. ist eine Sache der Zukunft, aber Kontrabaßspieler haben bestimmt ein bedeutendes Werk Kammermusikrepertoires bekommen, worin sie mit ihrem Instrument glänzend beweisen können. Der Vorstand der Internationalen Draeseke Gesellschaft untertstützt vpll und ganz Dr. Anthony Scelba und seine Fassung des Streichquintetts in F-dur, Op. 77 mit Kontrabaß von Felix Draeseke. Zut Zeit sollten alle Nachfragen nach der Kontrabaßstimme an Dr Scelba im Büro der Musikabteilung (Music Department) der Kean Universität, Union, New Jersey gerichtet werden.
Zum Schluß wiederhole ich nochmals den Ausdruck meiner völligen Befriedigung und meinen herzlichsten Dank für das erste Felix Draeseke only Konzert in den USA und die Untertsützung und Förderung von der Kean Universität für ihre wunderbare Musikabteilung und vor allem für deren aufgeklärten Leiter Dr. Anthony Scelba: möge dieses Konzert Nachhall in der akademischen Welt und weltweiten Konzertveranstaltungen finden!
Alan H. Krueck, International Draeseke Society/North America
Im Vorstand der Internationalen Draeseke Gesellschaft
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