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13. Jahrestagung der Internationalen Draeseke Gesellschaft
Die 1986 in Coburg neugegründete Internationale Draeseke Gesellschaft hat sich der Person und dem Werk des Komponisten Felix Draeseke (1835–1913) verschrieben. Er war eine wichtige Persönlichkeit in der Musikgeschichte des ausgehenden 19. Jahrhunderts, Schüler von Franz Liszt, Freund und Bewunderer Richard Wagners und Mitstreiter der „Neudeutschen Schule“. Der Gesellschaft mit ihren Initiatoren Landeskirchenmusikdirektor Udo-R.Follert (Speyer) und dem Musikwissenschaftler Helmut Loos ist es bis heute gelungen, das Werk Draesekes einem breiten Publikum bekannt zu machen mit Hilfe von Neu- und Nachdrucken sowie zahlreichen Aufführungen und Einspielungen seines Gesamtwerks. Die diesjährige Jahrestagung in Magdeburg wurde von einer Nachfahrin, Brigitte Draeseke, in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt und dem Landestheater der Stadt organisiert.
Nach der Begrüßung mit Vertretern der Stadt folgte ein Symposium mit neuen Forschungsergebnissen und Vorträgen des amerikanischen Musikwissenschaftlers Alan Krueck über die Kantate für Sopran, Männerchor und Blechbläser „Der Schwur im Rütli“, die während Draesekes Aufenthalt in der Schweiz entstand. Michael Heinemann, Berlin, der in Dresden lehrt, hatte an der Wirkungsstätte des Komponisten und Lehrers aufgezeigt, was dort noch über seine musikhistorischen Vorlesungen zu finden war.
In einer abendlichen 1. Kreuzgang-Serenade im Kloster „Unserer Lieben Frauen“ wurde von der Kammerphilharmonie Schönebeck unter der Leitung Stefanos Tsialis’ ein vorzügliches Programm geboten: Wagners „Siegfried Idyll“ in seiner ersten Fassung kam der kammermusikalischen Besetzung des Orchesters entgegen. Ein selten gespieltes Kontrabasskonzert von Giovanni Bottesini wurde bravourös von dem jungen Holger Hünemörder musiziert. Das Hauptwerk des Abends war Felix Draesekes 4. Sinfonie c-Moll „Sinfonia comica“.
Durchsichtig und leicht mit zierlichen Flötenvorschlägen erklang der 1. Satz. Der 2. Satz „Fliegenkrieg“ begann zunächst mit einer ruhigen Streichermelodie, die durch kräftige Fliegenklatschen im Becken unterbrochen wurde. Dieser programmatische Satz geht auf eine Episode aus dem Jahre 1912 zurück, wo der Onkel Draesekes im Lehnstuhl von diesen Plagegeistern gequält wurde, so dass die ihn besuchenden Neffen mit Fliegenklatschen ein wahres Massaker anrichteten. Im rhythmisch äußerst prägnanten 3. Satz wechselten Streicher- mit tiefen Blech- und zierlichen Holzbläserepisoden. Die Solovioline leitete den 4. Satz ein, der dann alle Orchestergruppen vereinte und mit einem abrupten Schluss den verdienten Applaus des Publikums provozierte. Eine für Orchester und Dirigent anspruchsvolle Arbeit, die sich wirklich gelohnt hat.
Eine Matinée – als Benefizkonzert zugunsten der Nicolaikirche deklariert – wurde vom Arion-Quartett ausgeführt. Auf dem Programm stand ein Quintett Es-Dur op.102 von Robert Fuchs, eine melodisch sehr abwechslungsreiche Komposition. Einem rhyth-misch prägnanten Scherzo folgte als 3. Satz ein schwingender 6/8 Takt, in dem sich der Klarinettist Georg Dengel mit den Streichinstrumenten zu einem ausgewogenen Spiel vereinte.
Draesekes Streichquintett F-Dur, op. 77 begann gleich mit sehr viel kühneren Klängen im Bratschensolo, die sich anschließend durch alle Stimmen zogen. Der 2. Satz, wieder ein Scherzo, begann im Pizzicato mit leichtem durchsichtigen Charakter, wobei der Mittelteil einen weich-melodischen Gegensatz darstellte. Der 3. Satz begann fast melancholisch und steigerte sich zu einem dramatischen Höhepunkt, um danach wieder in die Ruhe zurückzukehren. Im Finale beginnt ein kurzes ausdrucksstarkes Motiv in den Violinen, das im Schlussteil in den Celli beginnt. Felix Draeseke, ein Komponist, der es lohnt, einem breiteren Publikum bekannt zu werden.
Anka Sommer
from neue musikzeitung |